Menschen, die in unserer Gesellschaft ein unerwünschtes Verhalten an den Tag legen, werden allzu leicht pathologisiert. Im Zusammenhang mit Verschwörungsmythen und insbesondere mit den aktuellen "Hygiene-Demos" fallen allzu schnell Diagnosen wie "paranoide Psychose". Wenn Akteure wie Wisnewski, Naidoo und Hildmann sich in Phantasien ergehen, die den Rahmen dessen, was man als "spinnert" bezeichnen möchte, weit übersteigen, so werde ich doch hellhörig hinsichtlich der verwendeten Bilder.
Naidoo sieht schon seit langer Zeit Satanisten am Werk, die in unterirdischen Anlagen aus gefolterten und missbrauchten Kindern Adenochrom gewinnen. Hildmann ist neuerdings im Zuge seiner Aktivitäten gegen die Eindämmung der Corona-Pandemie "Satans Plan" auf die Schliche gekommen. In den 80-er Jahren hatte ich eine Bekannte, die wiederholt in die Psychiatrie kam, weil sie sich am hellichten Tage mit dem Teufel unterhielt. Wenn Satan in den Überzeugungen von Menschen existiert und agiert, dann ist er präsent.
Die Vorstellung von bösen Geistern und Dämonen ist so alt wie das menschliche Vorstellungsvermögen. Den Satan oder Teufel, wie wir ihn heute kennen, haben nicht die Juden, Christen und Moslems erfunden, sondern die Zoroastrier. In dieser alten persischen Religion finden wir ursprünglich die Idee von Gott (Ahura Mazda, اهورا مزدا), der im Reich des Lichts wohnt und von seinem Gegner Ahriman (اهریمن), der im Reich der Finsternis herrscht.
Tragische und traumatisierte Menschen wie Naidoo und Hildmann empfinden diesen Dualismus sicher viel unmittelbarer als viele andere Verschwörungstheoretiker, die einfach nur das Spiel mit dem Geheimnisvollen und Extremen als Broterwerb betreiben.
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